Liebe Besucher,

wir begrüßen Sie auf der Webpage des Schlaganfallnetzwerks West unter Leitung und Koordination des Uniklinikums RWTH Aachen. Ziel ist die optimale Versorgung aller Patienten mit Gefäßerkrankungen des Gehirns in der Region Aachen.

Neben dem Universitätsklinikum Aachen mit überregionaler Stroke Unit und Neurologischer Intensivstation beteiligen sich alle weiteren regionalen Schlaganfallstationen und neurologischen Kliniken der Region (Düren, Erkelenz, Würselen), alle Rettungsdienste (Stadt Aachen, Kreis Düren, Kreis Heinsberg, Städteregion Aachen) sowie Kliniken der Region mit Akutversorgung an dem Netzwerk.

Das Schlaganfallnetzwerk West stellt sicher, dass für jeden Patienten zu jedem Zeitpunkt die optimale Therapiemethode zur Verfügung steht. Dies bezieht neben der systemischen Lyse des Schlaganfalls, die die etablierte Standardtherapie darstellt, auch die mechanische Rekanalisation mit ein. Diese relativ neue Methode kommt für einen kleinen Teil besonders schwer betroffener Patienten in Betracht und steht nicht an allen Zentren rund um die Uhr zur Verfügung.

Darüber hinaus versteht sich das Netzwerk auch als Berater und Ansprechpartner für Patienten und Behandler bei komplexen bzw. seltenen zerebralen Gefäßerkrankungen, z.B. bei zerebralen und spinalen arteriovenösen Malformationen und Fisteln, bei zerebralen Aneurysmata oder anderen Ursachen für Hirnblutungen. Hierzu findet im UK Aachen wöchentlich eine interdisziplinäre cerebrovaskuläre Konferenz (CeVaCo) statt, in der das diagnostische und therapeutische Vorgehen diskutiert und festgelegt wird.

Wie häufig sind Schlaganfälle?
Schlaganfälle sind häufig. In Deutschland erleiden über 270.000 Menschen im Jahr einen Schlaganfall. Bis zu 40% der Betroffenen sterben innerhalb des ersten Jahres an den Folgen. Von den Überlebenden benötigen zwei Drittel anhaltend Unterstützung im Alltag. 15% sind so schwer erkrankt, dass eine dauerhafte Versorgung in einer Pflegeeinrichtung notwendig ist. Zusammenfassend stellt der Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für eine erworbene Behinderung im Erwachsenenalter in Deutschland dar.
Die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden, steigt mit zunehmendem Lebensalter. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung in Deutschland ist daher in Zukunft mit einer zunehmenden Zahl von Schlaganfallpatienten zu rechnen.
Wie kommt es zu einem Schlaganfall?
Bei der Mehrheit der Schlaganfälle (85%) kommt es durch den Verschluss eines arteriellen Gefäßes zu einer verminderten Durchblutung von Teilen des Gehirns. In diesem Fall spricht man vom “ischämischen Schlaganfall”. In Folge anhaltender Mangeldurchblutung kommt es zu einem Absterben des Hirngewebes im Versorgungsgebiet des betroffenen Gefäßes. Im Fall einer nur vorübergehenden Durchblutungsstörung spricht man von einer “transitorischen ischämischen Attacke” oder kurz “TIA”. Obwohl die Symptome hier nach kurzer Zeit wieder verschwinden, muss eine TIA in jedem Fall genauso gründlich wie ein Schlaganfall weiter abgeklärt werden. Vielfach folgt auf eine TIA ein Schlaganfall mit bleibenden Symptomen.

Ein ischämischer Schlaganfall kann unterschiedliche Ursachen haben:

  • Mit zunehmendem Alter und bei Vorliegen von Gefäßrisikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Rauchen und Übergewicht kommt es zu chronisch fortschreitender Degeneration der Gefäßwände mit Verhärtungen, Verdickungen, Ablagerungen und Verengungen (Arteriosklerose, umgangssprachlich Arterienverkalkung). Teile atherosklerotischer Wandauflagerungen hirnversorgender Arterien können sich lösen und als “Embolus” mit dem Blutstrom in das Gehirn geschwemmt werden. Der Embolus verschließt ein Gefäß im Gehirn, dessen Versorgungsgebiet dann nicht mehr durchblutet wird.
  • Bei verschiedenen Erkrankungen des Herzens (v.a. Vorhofflimmern) kann es zur Bildung von Blutgerinnseln im Herzen kommen. Mit dem Blutstrom kann ein solches Gerinnsel in eine hirnzuführende Arterie geschwemmt werden und diese verschließen.
  • Vor allem bei jüngeren Patienten sind seltenere Schlaganfallursachen zu bedenken. Dies sind v.a. Störungen in der Blutgerinnung, Einrisse in der Gefäßwand hirnzuführender Arterien und Gefäßentzündungen.
Bei etwa 15% der Schlaganfälle besteht keine Minderdurchblutung, sondern eine Einblutung in das Gehirn. Die häufigste Ursache ist ein Bluthochdruck. Seltener liegen krankhafte Veränderungen der Gefäße des Gehirns vor. Die Unterscheidung zwischen einem ischämischen Schlaganfall und einer Hirnblutung ist in der Regel nur mithilfe einer Bildgebung des Kopfes (CT oder MRT) möglich.
Wie erkennt man einen Schlaganfall?
Beim Schlaganfall treten schlagartig neurologische Symptome auf. Diese Symptome können - je nachdem, welcher Teil des Gehirns betroffen ist - vielgestaltig sein. Am häufigsten sind halbseitige Lähmungen oder Gefühlsstörungen von Arm und/ oder Bein, ein herabhängender Mundwinkel, ein undeutliches Sprechen oder Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden oder Sprache zu verstehen. Es können aber auch andere Symptome wie Sehstörungen mit plötzlicher Blindheit auf einem Auge, Doppeltsehen oder Schwindel und Gangunsicherheit auftreten.
Eine Hilfe bei der Erkennung eines Schlaganfalls ist der FAST-Test (Face, Arms, Speech, Time). Mit ihm können mit einfachen Mitteln die häufigsten Schlaganfallsymptome sehr schnell geprüft werden:

  • Face (Gesicht): Bitten Sie den Betroffenen zu lächeln. Ist das Gesicht einseitig verzogen?
  • Arm: Bitten Sie den Betroffenen, die Arme mit den Handflächen nach oben nach vorne zu strecken. Sinkt ein Arm ab oder dreht sich?
  • Speech (Sprechen / Sprache): Lassen Sie den Betroffenen einen einfachen Satz nachsprechen. Klingt das Sprechen verwaschen? Kann die Person den Satz nicht korrekt nachsprechen?
  • Time (Zeit): Wählen Sie unverzüglich die 112 und schildern die Symptome.
Warum ist bei einem Schlaganfall Eile geboten?
Nach einem Gefäßverschluss im Gehirn beginnt sehr rasch das Absterben des nicht mehr mit Blut versorgten Hirngewebes. Während der zentrale Bereich des Infarktgebietes (Infarktkern) innerhalb von Minuten unwiderruflich geschädigt ist, wird die Umgebung (“Penumbra”, lateinisch: Halbschatten) noch durch andere Gefäße notdürftig mit Blut versorgt. Besteht diese Mangeldurchblutung fort, stirbt auch dieses Gewebe irgendwann ab. Der Infarktkern wächst mit der Zeit. Wenige Stunden nach dem Gefäßverschluss ist schließlich kein “rettbares” Gewebe mehr vorhanden.
Das Ziel der Akutbehandlung des ischämischen Schlaganfalls ist, den fortschreitenden Untergang des mangeldurchbluteten Hirngewebes zu stoppen und so die “Penumbra” zu retten. Je früher diese Behandlung beginnt, desto geringer sind der Gewebeschaden und die bleibenden neurologischen Defizite.
Besteht der Verdacht auf einen Schlaganfall, so muss schnellstmöglich eine Computertomographie (CT) des Gehirns durchgeführt werden. Nur so kann beurteilt werden, ob ein Verschluss eines Hirngefäßes (durch ein Blutgerinnsel) oder eine Hirnblutung (durch ein gerissenes Gefäß) vorliegt.

Wenn der Verschluss eines Hirngefäßes vermutet wird und ein schwerer Schlaganfall droht, sind ergänzende Untersuchungen notwendig, wie z.B. die CT-Angiographie. Hierbei werden die Hirnarterien mit Kontrastmittel untersucht. Unter besonderen Umständen kann auch die Durchführung einer Kernspintomographie (MRT) des Gehirns zusätzliche Informationen liefern.

Die rasche Durchführung der - je nach Beschwerdebild - adäquaten neuroradiologischen Untersuchung ist eine wichtige Weichenstellung, um dann für jeden Patienten die individuell richtige Akutbehandlung zu veranlassen.

Während des Aufenthaltes auf einer Schlaganfallstation (Stroke Unit) folgen später weitere Untersuchungen, wie z.B. die Ultraschalluntersuchung (Duplexsonographie) der Hals- und Hirngefäße, die Monitorüberwachung zur Suche nach Herzrhythmusstörungen sowie Ultraschalluntersuchungen des Herzens.
In der Akuttherapie besteht zum einen die Möglichkeit einer sogenannten intravenösen Lysetherapie, bei der eine Substanz in die Vene injiziert wird, mit der im Idealfall das gebildete Gerinnsel im Gehirn aufgelöst werden kann. Diese Behandlung wird in jeder neurologischen Klinik mit Stroke Unit vorgehalten.

Bei Verschluß eines großen Gefäßes besteht zusätzlich die Möglichkeit der Entfernung des Blutgerinnsels mittels eines Katheters, der in die Arterie des Gehirns vorgeschoben wird (sogenannte Thrombektomie). Dabei wird ähnlich wie beim Herzkatheter in der Regel eine Arterie in der Leiste punktiert und ein Katheter bis zum betroffenen Gefäß vorgeschoben. Diese Behandlung erfolgt durch einen Neuroradiologen.

Nach einem erlittenen Schlaganfall und ggf. Durchführung einer der oben genannten Therapien erfolgt die Behandlung auf einer darauf spezialisierten Abteilung, der sogenannten Stroke Unit. Dabei werden wichtige Parameter wie Blutdruck, Puls, Körpertemperatur und Blutzucker engmaschig überwacht. Weiterhin erfolgen regelmäßige neurologische Untersuchungen, um Veränderungen frühzeitig erkennen zu können. Auf der Station arbeiten Neurologen mit speziell ausgebildeten Mitarbeitern im Pflegebereich gemeinsam mit Ergotherapeuten, Logopäden, Krankengymnasten und dem Sozialdienst. Sehr frühzeitig beginnen frührehabilitative Maßnahmen.

Nach einer individuell variablen Zeit auf der Stroke Unit erfolgt entweder die Weiter-verlegung auf die neurologische Normalstation oder direkt in die Rehabilitation. Medizinische Maßnahmen zur Sekundärprophylaxe (Schutz vor einem erneuten Schlaganfall) werden ausgearbeitet, besprochen und empfohlen. Sind die Beschwerden deutlich rückläufig, sind auch eine Entlassung und die Weiterbehandlung durch den Hausarzt möglich.

 

Cerebrovaskuläre Konferenz

Die interdisziplinäre cerebrovaskuläre Konferenz dient der Besprechung von komplexen Gefäßpathologien. Hierzu zählen Aneurysma, Stenosen, AV-Malformationen und viele mehr. Das Entscheidungsgremium der Konferenz setzt sich zusammen aus Direktoren und Oberärzten der Kliniken für Neurologie, Neuroradiologie, Neurochirurgie und Gefäßchirurgie. Punktuell und bei Bedarf sind die Kliniken für Kardiologie/Pulmonologie, für Herz-Thorax-Chirurgie und für (Neuro-) Pädiatrie beteiligt. Zuweiser können über dieses Formular Patienten anmelden. Wichtig ist die Bereitstellung des vorhandenen Bildmaterials sowie eine kurze Anamnese und Darlegung der Fragestellung.